Beim Schreiben eines historischen Romans – oder eines Fantasyromans – stellt sich die Frage: Welchen Stil wähle ich für die Dialoge? Angenommen, der Roman spielt in einem mittelalterlichen Setting. Zwei Ritter unterhalten sich am Tresen über Thema Nr. 1:
»Ja, so eine kleine Barbarin würde man gerne flachlegen«, rief Markus. »Aber zum Teufel mit ihren Männern! Die schikanieren uns nicht nur, sie treiben es auch mit unseren Frauen. Mein Bruder konnte bei der schönen Lavinia nicht landen, dafür macht sie jetzt mit dem rothaarigen Aligern herum.«
Das Problem: Es klingt schräg. Die meisten Leser werden den Eindruck haben, dass man sich im Mittelalter so nicht ausdrückt. Aber wie dann? Vermutlich eher so:
„Ja, von den barbaren die diernen möhte man erliden“, rief Markus. „Aber die Helle verslinge ihre bruodern! Niuwe die vrîheit habent sie uns benomen, sie verwinnen uns ouch bî den junffern in der minne. Jünst hat die schœne Lavinia mînem bruoder die tür gewisen und den vuhsroten Aligern in ihre kamer gelâzen.“
Das ist leider nicht lesbar. In Romanen des 19. Jahrhunderts findet man daher oft einen historisierenden Stil. Ist das die Lösung?
»Ja, die Barbarinnen könnte man sich gefallen lassen«, rief Markus. »Aber der Orkus verschlinge ihre Brüder! Nicht nur die Freiheit haben sie uns genommen, sie schlagen uns auch bei den Töchtern Hesperias in der Liebe aus dem Feld. Erst neulich hat die schöne Lavinia meinem Bruder die Tür verschlossen und den fuchsroten Aligern eingelassen.«
Das Problem: So spricht niemand. Auch nicht im 19. Jahrhundert. Vielleicht hilft da ein Kompromiss?
»Ja, ein Barbarenmädchen könnte mir wohl gefallen«, rief Markus. »Aber verflucht seien ihre Männer! Sie knechten uns nicht nur, sie machen sich auch an unsere Jungfern heran. Die schöne Lavinia hat meinem Bruder die Tür gewiesen, aber dafür den rothaarigen Aligern eingelassen.«
Wie haltet ihr es in historischen Romanen? Das Beispiel stammt übrigens aus Felix Dahn, Kampf um Rom.